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Presseartikel

 

Südthüringer Zeitung

27.März 2017

Bad Salzungen

Wandern vor, auf und hinterm Berg

Unterwegs zwischen Arnstadt und Altenbergen, an der Werra und auf dem Rennsteig war Thomas Niedlich, hat darüber geschrieben - und gestaltete eine ebenso interessante wie kurzweilige Lesung in der Salzunger Biblio-thek.

Bad Salzungen - Warum die Werra eigentlich die Weser ist, wieso der Rennsteig auch heute noch eine Grenze zieht und was der Reiseschriftsteller August Trinius, ein Zeitgenosse Theodor Fontanes, dessen achtbändiges Hauptwerk "Thüringer Wandersmann" Ende des 19. Jahrhunderts einen Rennsteigboom beim damaligen Bildungsbürgertum auslöste, über die "uralte Stadt mit salzigem Namen" zu berichten wusste - all dies und noch viel mehr konnte man bei einer unterhaltsamen Lesung mit dem aus Arnstadt stammenden Thomas Niedlich in der Stadt- und Kreisbibliothek Bad Salzungen erfahren.

Anschaulich erzählte der heute im brandenburgischen Prignitz lebende Autor, der aus seinen bisher erschienenen Büchern "Zwischen Arnstadt und Altenbergen", "Unterwegs an der Werra" und "Unterwegs auf dem Rennsteig" las, wie er vor einigen Jahren die Lust am Wandern wiederentdeckte. Bei den Vorbereitungen zum Ablaufen des Rennsteigs entdeckte er die Aufzeichnungen von August Trinius und beschloss, die 168,3 Kilometer lange Strecke auf dessen Spuren zu reisen. Zu schauen, ob es noch die alten Wege gibt, die Trinius vor rund 125 Jahren ging, ob noch die Häuser stehen, die der wortgewandte Wanderschriftsteller einst beschrieb. "Das Thüringer Land: auf seinen Bergen wohnt die Freiheit" sagte dieser, in einem Deutschland zu Hause, das nicht geteilt war. Thomas Niedlich dagegen fand schnell heraus, dass auch viele Jahre nach der Wiedervereinigung große Unkenntnis über die jeweils andere Seite des ältesten und meistbegangenen Weitwanderwegs Deutschlands herrscht. Im Mittelalter markierte der Rennsteig die Grenze des Herzogtums Franken zur thüringischen Landgrafenschaft. Und auch heute teilt er fränkisches und thüringisches Gebiet. Oder besser: "vor, auf und hinterm Berg", wie es Niedlich, der von sich selbst sagt, genussvoll und oft neugierig vom Weg abschweifend zu wandern, beschrieb. Seine bildhaften Erzählungen, die Nennung von Ortsnamen und landschaftlichen wie baulichen Sehenswürdigkeiten, untermalt von einer Vielzahl Fotos auf der großen Leinwand, lösten oft ein wissendes Nicken unter den Zuhörern aus. Was für ihn auf dem Wanderweg prägend war: das unübersehbare "R" als Wegmarkierung wie auch die zahlreichen Grenzsteine. Rund 800 kann man heute noch auf dem Wanderweg entdecken - ein wappenverzierter Gruß aus der Zeit der Thüringer Kleinstaaterei.

Thomas Niedlich, der die rund 170 Kilometer nicht an einem Stück, sondern in zwei Etappen durch alle vier Jahreszeiten wanderte, schwärmt vom wunderbaren Luft- und Waldgeruch auf dem Kammweg, gerät fast außer sich vor Begeisterung über das duftig wogende Blütenmeer der Schwalbenhauptwiese im Mai und erzählt mit gedämpfter Stimme vom schaurig-finsteren Schönwappenweg im Herbst, wo das dichte Nadeldach der Bäume für unheimliche Ruhe und Kälte sorgte und sich in ihm plötzlich tiefe Einsamkeit breit machte. Sagenhaftes gibt es auf dem Rennsteig allerlei zu finden - beispielsweise die über 300 Jahre alte, knorrige Teufelsbuche bei Kahlert, in der einst der Teufel wohnte, der es liebte, Wanderern aufzulauern und ihnen Streiche zu spielen. Oder den Lassmannstein, ein Gedenkstein für den 1764 durch Diebe ermordeten Förster Christoph Wilhelm Lassmann, von dem die Volkssage behauptet, dass er kugelfest gegen Blei gewesen sei. Unglücklicherweise wurde er jedoch von einem Dieb mit einer Glaskugel ins rechte Auge getroffen. In seinen Büchern sagt August Trinius, dass Werra und Weser ein und dasselbe wären, aber die verschiedenen sprachlichen Einflüsse der Gegenden im Lauf der Jahrhunderte zur Trennung geführt hätten. Auch der bis heute schwelende Streit um die beiden Werraquellen - von ihm als "trockene und nasse Werra" bezeichnet - wird erwähnt. Für Thomas Niedlich gilt: Namen kommen und gehen, die Werra bleibt.

Mitreißend und leidenschaftlich erzählte der moderne Wanderschriftsteller auf Trinius' Spuren von seinen Abenteuern, konnte dabei auch über sich selbst und kleine Missgeschicke, die ihm auf Schusters Rappen passierten, lachen. In Bad Salzungen begeisterte er sich, wie auch Trinius, für das Ensemble von Stadtkirche, Schnepfenburg und Haunschem Hof am Burgsee ebenso wie für die Kinderklinik Charlottenhall und das Gradierwerk, vor dessen weißvermummten, die Menschen im vorbeifahrenden Zug erschreckenden Gestalten August Trinius einst warnte.

Thomas Niedlichs im Verlag Rockstuhl erschienenen Bücher wecken nachhaltig die Wanderlust. Noch lange fachsimpelte er an diesem Abend mit den Zuhörern über die landschaftliche und kulturelle Schönheit des Thüringer Landes.

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Geschichten aus Thüringen und anderswo / Thüringer Wanderungen / Thomas Niedlich / Buchautor